R – Kulturpolitik in Wiesbaden

Wiesbaden hat eine lebendige, vielfältige und innovative Kulturszene, die Wertschätzung, Förderung und Unterstützung verdient hat. Für uns GRÜNE ist Kulturpolitik wesentlich für ein funktionierendes Zusammenleben: wir erkennen den Wert des kulturellen Erbes an, wir wissen um die Bedeutung der kulturellen Bildung, ebenso um die Bedeutung der gesellschaftlichen Bildung. Wir möchten die Zusammenarbeit von Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft stärken und ausbauen. Daher ist für uns GRÜNE das Ziel, der Kunst und dem kulturellen Leben in der Stadt ausreichend Raum zu geben und Beachtung zu schenken. Das kulturelle Leben soll sichtbar und erlebbar für alle Menschen unserer Stadt sein.

1. Kulturentwicklungsplan

Als dringlichste Herausforderung sehen wir GRÜNE zunächst die Entwicklung eines Kulturentwicklungsplanes (KEP) an. Dieser soll neben Leitlinien zum kulturellen Selbstverständnis individuelle Vereinbarungen mit den Kulturschaffenden aufweisen,und so Verlässlichkeit und Planbarkeit für die Akteure sicher stellen. Grundlegendes Kennzeichen einer verantwortungsvollen Kulturpolitik ist das Bekenntnis zur Bedeutung des kulturellen Angebotes und der Vielfalt. Zielvereinbarungen, die auf die jeweiligen Gegebenheiten der einzelnen Institutionen zugeschnitten sind, halten wir ebenso für brauchbare Werkzeuge wie ausreichende Mittel für Projektarbeiten, die der Beweglichkeit und Aktualität des heutigen urbanen Lebens Rechnung tragen.

Der Diskurs mit allen Akteuren soll die Grundlage für die Realisierung eines funktionierenden KEP bieten: Wir GRÜNE fordern wiederkehrende „Runde Tische“ und offene Workshops zu konkreten Fragestellungen mit angemessener Bürgerbeteiligung. Eine moderne Kulturverwaltung, wie wir GRÜNE sie verstehen, hat das Selbstverständnis, Dienstleisterin für die Kulturschaffenden zu sein. Allen Akteuren der kulturellen Szene muss mit Wertschätzung begegnet werden, die sich nicht auf finanzielle Zuwendungen beschränkt, sondern auch, wenn nötig, aktive Beratung und Unterstützung in Verwaltungsfragen bietet.

2. Kunst und Kultur für alle

Wir GRÜNE wissen um die Kraft der Kunst und um die Bedeutung der kulturellen Bildung für ein urbanes Leben. Kultur ist ein Gemeingut und daher wünschen wir GRÜNE uns ein für möglichst viele Menschen nutzbares Kulturangebot. Es ist wichtig, vorhandene Barrieren – in jeder Hinsicht- abzubauen und der Vielfalt der Bedürfnisse Angebote und Räume zu geben. Das meint auch, in den Stadtteilen und Vororten kulturelle Angebote bereitzuhalten und zu fördern. Dazu gehören die von Vereinen getragenen „Kulturtage vor Ort“ ebenso wie Stadtteilkulturarbeit in der Jugendarbeit wie „die Kunstkoffer kommen“ oder das Projekt „MOJA“. Noch immer mangelt es in Wiesbaden an ausreichenden soziokulturellen Zentren, die sowohl Menschen verschiedener sozialen Milieus als auch unterschiedlichster Nationalitäten und Generationen zusammenbringt. Wir GRÜNE setzen uns weiterhin dafür ein, dass die in kommunaler Trägerschaft bestehenden Zentren, ebenso wie die freien Träger, so z.B. das Kubis, das Café Westend, das CASA, ausreichend unterstützt werden.

3. Kooperation und Vernetzung

Wiesbaden verfügt über eine Vielzahl von nutzbaren Orten der kulturellen Begegnung und der Künste. Wir GRÜNE treten dafür ein, dass die Einrichtungen, die sich in kommunaler Trägerschaft befinden, für möglichst viele Kulturschaffende geöffnet werden. So lässt sich sowohl die Auslastung der Liegenschaften erhöhen, als auch dem steigenden Bedarf der freien Szene an Bühnen, Proberäumen und Ateliers Rechnung tragen. Eine bessere Vernetzung der Akteure halten wir GRÜNE für wichtig. Wo immer es möglich ist,wünschen wir GRÜNE uns ein Partizipationsangebot für die Menschen dieser Stadt. Kreative Freiräume und die Verortung des selbstreflektierenden Schaffens können fruchtbare Elemente einer aktiven Bürgerschaft sein, die sich einbringt und die sich gleichzeitig ernst genommen und gefordert sieht. So verstanden leistet Kultur einen Beitrag für ein integratives, inklusives Wiesbaden, ohne ausdrücklich nur Teilgruppen anzusprechen.

4. Museen

Das unmittelbare, echte Erleben von Kunst ist nur in Museen und Ausstellungsorten möglich. Renommierte Kunst in ehrwürdigen Hallen auszustellen ist für Wiesbaden ebenso wichtig wie die Förderung unserer innovativen Kunstvereine, die sich schon als so manches „Trüffelschwein“ bei der Findung von Nachwuchstalenten erwiesen haben. Das Frauenmuseum zeigt in freier Trägerschaft wie ansprechend Museumsarbeit in der Stadt verankert sein kann. Dessen Fortbestand muss ebenso gesichert sein wie die vielen ehrenamtlich geführten Heimatmuseen. Kooperationen sollten auch hier noch intensiver mit dem Stadtarchiv und dem Projektbüro Stadtmuseum ausgebaut werden. Wir GRÜNE verstehen Kooperation aber auch im Hinblick auf eine Vernetzung und Zusammenarbeit in der Region. Deshalb halten wir Grüne es für notwendig, im Kulturfonds Frankfurt Rhein Main zu bleiben.

5. Kulturelle Bildung

Die VHS und mit ihr die ihr angeschlossenen Volksbildungswerke sind tragende Säulen der kulturellen und gesellschaftlichen Bildung Wiesbadens. Wir GRÜNE meinen: Ihnen gebührt die bestmögliche finanzielle Ausstattung. Ebenso unverzichtbar sind die Angebote der Wiesbadener Kunst- und Musikschule (WKM). Die musikalische Ausbildung ist ein wichtiger Beitrag der ästhetischen und kulturellen Erziehung. Das gleiche gilt für die Mauritiusbibliothek und die Stadtteilbibliotheken. Sie können Teilhabe aller Bevölkerungsschichten an Büchern und digitalen Medien garantieren. Daher setzen wir GRÜNE uns dafür ein, dass die städtischen Bibliotheken mit den nötigen personellen Mitteln und den nötigen Sachzuwendungen ausgestattet bleiben, um vor allem der wachsenden Bedeutung an soziokulturellen Angeboten Rechnung zu tragen, insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit. Wir GRÜNE erkennen die Notwendigkeit des Fortbestandes der dezentralen Stadtbibliotheken an und halten eine weitere Einschränkung des Angebotes für falsch.

6. Freiräume für Kulturschaffende

Kunst folgt keinem Zweck, Kunst steht für sich und braucht keine Legitimation. Kulturelle Vielfalt kann nur durch die einzelnen KünstlerInnen und Kreativen, die ihre Arbeit einer Stadt anbieten, entstehen. Die Stadt muss sich dieses „Geschenkes“ bewusst sein. Freie Initiativen und Gruppen brauchen ebenso wie einzelne freischaffende KünstlerInnen Raum und Räume: Probe- und Ausstellungsräume ebenso wie Ateliers. Leer stehende Gebäude von Stadt und Land vom alten Gericht bis hin zum Walhalla könnten bei Eignung zu kreativ kulturellen Zentren entwickelt werden. Dies kann dauerhaft oder als Zwischennutzung realisiert werden. Sie müssen auf ihre Eignung dazu geprüft werden. Wir GRÜNE setzen uns weiterhin dafür ein, die Erlebnis-Mulde auf dem Neroberg, Spielstätte u.a. des erfolgreichen „Improsommers“, langfristig zu erhalten.

7. Bildende Kunst

Wiesbaden hat eine bemerkenswerte Kunstszene, die nationale Anerkennung genießt: Die zur Verfügung stehenden Ateliers im Kunsthaus sind längst nicht ausreichend, um die Bedarfe an Arbeitsplätzen von Künstlern und Künstlerinnen zu befriedigen. Wir GRÜNE setzen uns weiterhin für den Ausbau der „Walkmühle“ als kulturelles Zentrum ein. Wir erkennen die Notwendigkeit der institutionellen Zuschusserhöhung für den dortigen KünstlerInnenverein an, denn auch nach der Sanierung muss die Bespielung der Walkmühle gewährleistet sein. Ebenso muss sie weiterhin als Ort des kreativen Schaffens nutzbar sein. Dazu müssen die dort neu geschaffenen Ateliers weiterhin bezahlbar sein bzw. von der Stadt zu einem bezahlbaren Preis zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig machen wir GRÜNE uns dafür stark, dass die Walkmühle zukünftig auch eine Heimat für die Jazzszene bietet: Die Kooperative JAZZ/ New Artist braucht nach Jahrzehnten der provisorischen Unterbringung endlich einen adäquaten Probe-und Aufführungsraum.

8. Filmstadt Wiesbaden: Wiesbaden versteht sich als Filmstadt

Zu Recht: Wiesbaden kann auf seine Filmfestivals stolz sein wie auch auf sein kommunales Filmangebot im „Caligari“, auf die Angebote der „Freunde der Filme im Biebricher Schloss“, auf das Angebot des „Murnautheaters“ und nicht zuletzt auf das Open Air Angebot der „Bilderwerfer“ in den Herbert-Anlagen im Sommer. Gerade die Mischung aus institutionellen und von Initiativen/ Vereinen getragenen Veranstaltungen garantieren ein breites Spektrum. Wir GRÜNE stehen zur Filmstadt Wiesbaden und fordern die finanzielle Absicherung.

9. Musik und Theater

Wiesbadens freie Theaterszene bereichert und schafft an vielen Orten der Stadt spannende Bühnenerfahrungen. Das Spektrum ist breit: Mehrere Improvisationstheater-Gruppen, das einzigartige Schwarzlichttheater „Die Velvets“, das experimentelle Theater des Walhalla, den Kammerspielen, das Künstlerhaus43, das Akzent Theater, das Englische WELT Theater und einige mehr. Auch das Kleinkunst- Angebot des Talhauses gehört zu den Perlen unserer freien Szene. Gleichzeitig haben wir mit der neuen Schlachthof-Halle und den nun wunderbar renoviertem Wasserturm ebenso wie mit dem angrenzenden Kesselhaus und der gegenüberliegenden Kreativfabrik herausragende Orte der Jugendkultur. Beide sind hervorragende Beispiele was sich entwickeln kann, wenn man kreativen Menschen den erforderlichen Raum gibt und lässt. Diese müssen weiterhin alle städtische Unterstützung erfahren!

Wir GRÜNE stellen fest, dass mehr und mehr die klaren Zuweisungen der verschiedenen Orte verschwimmen: Schlachthof und Kreativfabrik stellen ihre Bühnen und Räume auch für vielfältige weitere Kulturangebote zur Verfügung, mehr und mehr lassen sich einzelne Räume und Orte nicht mehr nur noch mit einer Sparte in Beziehung setzen: wünschenswerte Vielfalt auch dort! Auch immer neu geschaffene Angebote wie der „Improsommer“ auf dem Neroberg, oder die Burgfestspiele Wiesbaden im Burggraben Sonnenberg zeugen von der beweglichen freien Szene Wiesbadens. Wichtig ist auch hier die verlässliche und ausreichende Unterstützung der Kommune.

Das Staatstheater Wiesbaden zeichnet sich durch sein innovatives Fünf- Sparten-Programm aus. Auch hier lässt sich diese wünschenswerte Öffnung hinein in andere Kulturbereiche der Stadt und eine Öffnung hin zur Jugendkultur feststellen. Zu den wichtigen Bühnenangeboten gehören als Teil der kulturellen Vielfalt unserer Stadt unbedingt auch die Zirkusschulen und unser nichtkommerzielles European Youth Circus- Festival, welches Strahlkraft in den Kontinent Europa hat. Auch hier setzen wir GRÜNE uns für die weitere Förderung und eine bessere Vernetzung innerhalb der kulturellen Szene ein.