1. Kindern beste Chancen geben
„Kinder in den Mittelpunkt“ heißt für uns GRÜNE, bei allen Fragen und Maßnahmen, die Kinder betreffen, die Interessensperspektive von Kindern einzunehmen. Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendliche in Wiesbaden gut aufwachsen und die bestmöglichen Chancen zur Entwicklung bekommen. Kein Kind und kein Jugendlicher darf ausgegrenzt oder allein gelassen werden. In Deutschland hängt der Bildungserfolg mehr als in anderen Industrieländern vom sozialen und Bildungsstatus der Eltern ab. In Wiesbaden zeigen z.B. die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, dass Kinder aus Stadtteilen mit hohen sozialen Bedarfslagen, sowohl physisch als auch psychisch Nachholbedarfe haben.
Mit zielgerichteten Informationen und Hilfestellung für Eltern sowie einem umfassenden Bildungs- und Betreuungsangebot wollen wir GRÜNE deshalb insbesondere Kinder und Jugendlichen in benachteiligenden Lebenslagen fördern und damit einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt heißt für uns GRÜNE außerdem, die Stadt als Lebensraum auch von Kindern und Jugendlichen zu verstehen und zu gestalten. Dazu gehören kindgerechte Freizeitangebote ebenso wie gut und zeitgemäß ausgestaltete Spielplätze und wohnortnahe Spielflächen <Verweis Freizeit und Sport>, das Ferienprogramm und die Berücksichtigung von Kindern in der Stadt- und Verkehrsplanung.
Wir möchten, dass das Programm für die Sanierung und Neugestaltung von Spielplätzen wieder aufgenommen wird.
Um allen Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, wollen wir GRÜNE niedrigschwellige und kompetente Hilfe für Familien sicherstellen. Wiesbaden verfügt hier bereits über gute Angebote unterschiedlicher Träger, die verbindlich miteinander kooperieren müssen. Wir wollen diese Angebote, wo nötig und sinnvoll, ergänzen und weiterentwickeln. Unser Ziel ist es Eltern eine positive Begleitung anzubieten und sie in ihrer Erziehungsverantwortung zu unterstützen.
2. Kinderbetreuung
Die Einrichtungen der Kinderbetreuung haben als Ergänzung zur Familie eine wachsende Bedeutung in unserer Gesellschaft. Ihre Aufgabe geht über den Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinaus und umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung. Kindertagesstätten müssen Orte der frühkindlichen Bildung sein, in denen jedes Kind individuell gefördert wird. Dies muss kindgerecht geschehen. Die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher muss stetig angepasst, gute erzieherische Leistung adäquat bezahlt werden. Eine Verschulung der Kita-Zeit lehnen wir GRÜNE ab.
3. Ausbau an Kindertagesstätten fortsetzen
In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, um das Angebot der Kinderbetreuung auszubauen. Es können aber noch nicht genügend Plätze bereitgestellt werden, um jedes Kind, das einen Betreuungsplatz braucht, zu versorgen. Deshalb muss der Ausbau unter Einhaltung der Qualitätsstandards fortgesetzt werden. Zuletzt wurden infolge des seit 2013 geltenden Rechtsanspruchs für Kinder unter drei Jahren vor allem die Krippenplätze ausgebaut. Dieses Programm muss weitergeführt werden, bis ein bedarfsgerechtes Angebot erreicht ist. Aktuell ist aber auch der Bedarf an Elementarplätzen (drei Jahre bis Schulbeginn) wieder gestiegen. Die bisherige Versorgungsquote wird künftig nicht mehr ausreichen, d.h. es müssen auch neue Kita-Plätze für diese Altersgruppe geschaffen werden.
4. Betreuung von Schulkindern
Auch in der Betreuung von Schulkindern wurden zahlreiche neue Plätze geschaffen. Allerdings wird durch die Entscheidung, die bestehenden Horte in Wiesbaden schrittweise abzuschaffen und durch die so genannte Schulkinderbetreuung zu ersetzen, ein qualitativ hochstehendes Betreuungsangebot beendet. Diese Entscheidung ist nicht zuletzt auf Basis finanzieller Überlegungen erfolgt. Zunächst wurde die Betreuung ehrenamtlich arbeitenden Eltern- und Fördervereine an Schulen, später auch sozialen Dienstleistern übertragen. Trotz des hohen Engagements der Mitarbeitenden und stärkerer Unterstützung, z.B. zur Finanzierung von ErzieherInnen, hat diese neue Form bis heute noch nicht die Qualität der Hortbetreuung erreicht (Fachkräfteschlüssel, Ferienbetreuung, Raumkonzeption, Elternmitsprache). Hintergrund ist, dass für Betreuung auf der Rechtsgrundlage des hessischen Schulgesetzes (§ 15) keine Qualitätsnormen wie bei Kindertagesstätten vorgegeben sind. So gibt es keine einheitlichen Mindeststandards für die Wiesbadener Schulkinderbetreuung. Hier ist auch das Land Hessen in der Pflicht, das 2014 mit dem neuen hessischen Kinderförderungsgesetzes (KiFöG) die Vorgaben für die Betreuung der Kinder im Schulalter aufgehoben hat. Zwar strebt das Land eine Ausweitung der so genannten Ganztagsangebote an Schulen an (Pakt für den Nachmittag), überlässt die Qualität aber den Verhältnissen vor Ort. Die Qualität von Kinderbetreuung darf aber nicht von örtlichen Zufälligkeiten abhängen.
Wir GRÜNE treten für den Erhalt der noch bestehenden Horte in Wiesbaden ein und fordern verbindliche und einheitliche Standards für Betreuung von Kindern im Schulalter auf dem Qualitätsniveau der Hortbetreuung.
5. Tagesmütter und-väter
In bestimmten Fällen kann auch eine Betreuung durch Tagesmütter/-väter sinnvoll sein. Die Stadt muss hier die Qualifizierung weiterführen. Eine Vernetzung der Tagesmütter/-väter mit einer nahgelegenen Kita fördert die Betreuungsqualität und hilft im Falle der Erkrankung der Betreuungsperson.
6. Gebühren
Die Gebühren für die Kinderbetreuung in Wiesbaden wurden im Zuge der durch CDU und SPD beschlossenen Erhöhung, die für bestimmte Angebote eine Mehrbelastung von über 30% bedeutete, ungerechter und unsozialer: Die gesamte Last der (höheren) Gebühren wurde den Familien auferlegt, deren Kinder die Einrichtungen auch nachmittags besuchen, während der Vormittag nun gebührenfrei ist. Wir GRÜNE fordern, dass die Nutzung vergleichbarere Betreuungsangebote gleich viel kostet.
Die Gebühr für eine Betreuungsstunde darf nicht davon abhängen, ob es Vormittag oder Nachmittag ist. Langfristig wollen wir den Besuch von Kindertagesstätten beitragsfrei ermöglichen, wie andere Einrichtungen unseres Bildungswesens auch. Dies wird aber nicht durch die Kommunen allein geleistet werden können. Hier müssen Bund und Land wesentliche Kostenanteile tragen. Solange Gebühren erhoben werden, müssen diese sozialverträglich ausgestaltet werden. Eine Gebührenstaffelung nach täglicher Nutzungszeit lehnen wir GRÜNE ab.
7. KinderElternZentren
Die KinderElternZentren bieten als Treffpunkte für Eltern im Stadtteil Raum zur Begegnung und für gemeinsame Aktivitäten. Sie haben als Anlaufstelle vor Ort zum Thema Kindererziehung und für die Förderung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen eine wichtige Funktion. Eltern werden hier in ihrer Erziehungsverantwortung unterstützt und in ihrer Kompetenz gestärkt. Wir unterstützen sie in ihrer Arbeit und weiteren Entwicklung bei neuen Aufgabenstellungen. <Maßnahmen gegen Kinderarmut, Soziales>
8. Jugendpolitik: Mehr Raum, mehr Mitsprache, mehr Möglichkeiten
Jugendpolitik muss dafür Sorge tragen, dass allen Jugendlichen eine solide Lebensperspektive geboten wird. Schwerpunkt sollte hierbei die Unterstützung Jugendlicher aus bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten sein. Jugendarbeit muss geprägt sein von Solidarität, Integration, Verantwortung und Eigeninitiative. Wir GRÜNE setzen uns für folgende Punkte ein: In Wiesbaden soll es ein vielfältiges Jugendkultur- und Freizeitangebot geben. Dabei sollen auch Subkulturen gefördert werden und den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, sich kreativ zu betätigen, beispielsweise durch die ausreichende Bereitstellung legaler Graffiti-Flächen oder auch die Unterstützung von kleinen Projekten wie den Schultheatern. Musikalische Ausdrucksformen sollen durch die Bereitstellung von Proberäumen gefördert werden
< siehe auch Thema Kultur, Kapitel „Musik und Theater“>
Es soll Raum für junge Sportarten wie Skaten, BMX oder Downhill unter Beachtung GRÜNER Grundsätze geschaffen werden. An beliebten Treffpunkten sollen z.B. durch geeignete Sitzmöglichkeiten etc. attraktive Aufenthaltsorte für junge Menschen entstehen. Wir GRÜNE fordern, dass Treffpunkte für Jugendliche in jedem Stadtteil in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Dies sollte durch geeignete Maßnahmen wie z.B. den Ausbau des Stellwerkhäuschens im Stadtteil Rheingauviertel/Hollerborn erfolgen. Bolz- und Sportplätze für Jugendliche müssen in ausreichender Zahl geschaffen werden.
Viele Jugendliche wissen nicht, welche Sprachrohre sie in Wiesbaden nutzen können, um ihren Wünschen und Anliegen Gehör zu verschaffen – deshalb soll die Arbeit des Stadtjugendrings und des Jugendparlaments besser an die Jugendlichen kommuniziert werden, um ihre Popularität zu erhöhen. Wir GRÜNE wollen den Jugendlichen die Chancen aufzuzeigen, die ihnen diese Gremien bieten und ihnen Mut machen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Dabei müssen auch neue, jugendgerechte Kommunikationsplattformen wie social networks genutzt werden. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass die Beteiligungsmöglichkeiten des Jugendparlaments gestärkt werden.
Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass die Arbeit des Stadtjugendrings kontinuierlich unterstützt wird. Damit der Stadtjugendring auch weiterhin ein attraktives Programm unterbreiten kann, ist es notwendig, die Zuschüsse für die TeilnehmerInnen von Veranstaltungen der Jugendverbandsarbeit auf 5€ pro Tag und Kopf zu erhöhen. Auch müssen die Mittel für das ganze Jahr ausreichen und dürfen nicht bereits im Herbst ausgeschöpft sein. Für die organisatorische Arbeit des Stadtjugendrings müssen ausreichend Finanzmittel zur Verfügung stehen. Junge Menschen ohne qualifizierten Schulabschluss müssen weiterhin die Möglichkeit erhalten, Qualifizierungsangebote wahrzunehmen und aktivierende Unterstützung zu erhalten. Wir GRÜNE fordern: Die bestehenden Angebote müssen erhalten und weiter ausgebaut werden!
Das gilt auch für die mobile Jugendarbeit; insbesondere am Schlachthof und im Kulturpark, sowie die Jugendarbeit in den Jugendzentren. Inhaber der Jugendleitercard sollen mehr Vergünstigungen erhalten. Mit den Vereinen muss besser kommuniziert werden, wer diese Karte erhält.
Eine gute ÖPNV- Anbindung macht Wiesbaden für junge Menschen attraktiver und fördert somit ein vielfältiges und buntes Stadtleben. Wir GRÜNE setzen uns für die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrsangebots zwischen ein und fünf Uhr morgens ein, dazu gehört sowohl die Erweiterung des Nachtbus-Systems unter der Woche um eine weitere Sternfahrt von der Innenstadt in die Außenbezirke. Weiterhin müssen vorhandene Radwege zu einem Radwegenetz ausgebaut werden, um die Mobilitätsinteressen Jugendlicher zu wahren. Preiswerter Wohnraum ist eine wichtige Voraussetzung, um möglichst gleiche Bildungschancen zu schaffen.
Für junge Menschen in der Ausbildung und Studierende muss in Wiesbaden ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen. Hierfür ist zu prüfen, ob leer stehende Gewerbeflächen oder Gebäude, die durch die amerikanischen Streitkräfte genutzt wurden, auf städtische Initiative oder durch stadtnahe Gesellschaften in Wohnraum umgewandelt werden können. Zusätzlich streben wir GRÜNE den Bau weiterer Studierendenwohnheime an.
Wir GRÜNE wollen prüfen, ob für Azubis ein günstiges ÖPNV-Angebot ähnlich des Studierendentickets eingerichtet werden kann. Idealerweise ist das Studierendenticket auf Azubis auszudehnen.