Wie kann die Luft besser werden?

GRÜNE in Wiesbaden beraten über brandaktuelles Problem der Stadt

Bericht von der Mitgliederversammlung am 28.1.2016 von Konny Küpper

Die Luftgrenzwerte für Stickoxide werden in Wiesbaden regelmäßig überschritten. Das hat gesundheitliche Folgen besonders für Bürgerinnen und Bürger, die für Asthma, Bronchitis und andere Atemwegserkrankungen anfällig sind. Nach Ansicht von Prof. Lutz Katzschner, tätig am Institut für Urbane Entwicklung in Kassel und im BUND Hessen aktiv, kann hier durch eine konsequente, auf Klimaschutz und Luftreinhaltung gerichtete Stadtplanung Abhilfe geschaffen werden.

Luftverschmutzung

 

Neben der Einhaltung der Schadstoffgrenzen für die Luft spielt die Senkung der Lufttemperatur eine große Rolle.

Wenn von einem globalen Anstieg der Temperatur die Rede sei, dann gelte das für Städte wie Wiesbaden gleich vielfach. Die Stadt sei eine Wärmeinsel mit einer um 4 Grad höheren Temperatur als die Umgebung.

Prof. Katzschner brachte als Lösung für Wiesbaden gleiche mehrere Vorschläge mit:

  • Zuerst müssten die jetzt 20 Jahre alten Klimafunktionskarten erneuert und methodisch auf den aktuellen Stand gebracht werden.
  • Dann seien gezielt die sog. Hotspots, also Gebiete der Stadt mit extrem hoher Belastung oder Temperatur, hinsichtlich Bebauung, Luftströmungen und Schadstoffquellen genau unter die Lupe zu nehmen.
  • Zur Luftverbesserung gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten: Fassadengestaltung, Öffnung von Luftbarrieren, Erhaltung von Freiflächen, Beschattung, Neuanlage von Stadtgrün und eine variable Bauhöhe sind nur ein paar Einflussfaktoren, die bei der Planung z.B. eines neuen Wohngebietes oder der Gestaltung von Hinterhöfen eine Rolle spielen können. Selbst Fotovoltaik-Anlagen können dazu beitragen, die Energie umzuwandeln und so für etwas Abkühlung zu sorgen.

Grundsätzlich positiv sei, dass Wiesbaden gemeinsam mit Mainz im „Klimaprax“-Projekt das Problem der Klimaveränderung in der Region analysieren wolle. „Ich kann aber nicht verstehen, warum man jetzt dabei wieder von Null anfängt“, so sein Kommentar. Die Erfassung der Frischluftströme sei zudem für die Planung von kleinen Räumen viel zu grob.

Er empfiehlt hingegen digitale Modelle, die am Bildschirm durchgerechnet werden können und damit Architekten schon früh die Sicherheit geben, dass ihre Planungen den Anforderungen des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung entsprechen.

Gefragt nach weiteren Ideen sprach sich Prof. Katzschner gegen Pauschallösungen und für eine Prüfung des konkreten Vorhabens aus: „Man muss Luft in eine verbindliche Planung bringen“, so sein Resümee. Und wenn es dann noch mehr Tempo-30-Zonen gäbe, flankiert z.B. von einem LKW-Fahrverbot oder umweltfreundlichen Gas-Autos stünde der sauberen Luft in Wiesbaden nichts mehr im Wege.

 

Hintergrund: An der Universität Kassel werden Karten und Modelle entwickelt, die Stadtplanern, Architekten und Verbänden helfen, auch kleinräumig die Auswirkungen von Bauprojekten auf das Stadtklima abzuschätzen.

In unserem Projekt #1  Durchatmen: Saubere Luft für unserer Gesundheit setzen wir uns ein gegen die Luftverschmutzung der Stadt.

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